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In Zeiten des sozialen Wandels, großer Politikverdrossenheit, fortschreitender Digitalisierung und vieler ungelöster Zukunftsfragen zeigt der Verein der Nachbarschaftshilfe Büsum-Wesselburen wie es gemeinsam – miteinander – füreinander besser funktioniert als vielerorts. Ehrenamtliches Engagement hat sich in vielen Teilen der Gesellschaft verflüchtigt. Menschen verbringen viel Zeit mit sozialen Medien, gehen ihren persönlichen Interessen und Hobbies nach und sorgen für ihr persönliches Fortkommen. Manchmal braucht man die Hilfe anderer. Dann hört man oft: „Ich habe keine Zeit“ oder „Da habe ich schon etwas vor“. Im Alltag hat man manchmal das Gefühl, da kämpft jeder nur für sich – nicht so bei der Nachbarschaftshilfe, die sich im April 2019 als Verein gegründet hat. Hier wirken viele Menschen gemeinsam für das Wohl anderer.
Durch ihren uneigennützigen Einsatz haben die Mitglieder des Vereins, der aus vielen Rentnern, aber auch Menschen, die noch voll im Berufsleben stecken, bereits viel erreicht – Weiteres soll angeschoben werden. Nach fünf Jahren gemeinsamen Wirkens umfasst der Verein 630 Mitglieder aus 18 Gemeinden, von denen 150 ehrenamtlich tätig sind. Darauf dürfen alle Beteiligten zu Recht stolz sein. Auch zeigt die hohe Mitgliederzahl, dass die Hilfe ankommt und große Anerkennung findet.
Büsums Bürgermeister, Hans-Jürgen Lütje, würdigt das Engagement der Nachbarschaftshilfe mit folgenden Worten: „Die Nachbarschaftshilfe des Amtes Büsum-Wesselburen leistet wertvolle Arbeit. Viele unbürokratische Hilfen wie Fahrdienst, Renovierung etc. werden von den Mitgliedern des Vereins erledigt. Gerade in einem Amt wie unserem mit einer älteren Bevölkerungsstruktur sind diese Hilfestellungen im Alltag unverzichtbar. Der Verein der Nachbarschaftshilfe ist aus unserem Amt nicht mehr wegzudenken.“
Und auch Wesselburens Bürgermeister, Holger Ehlers, findet lobende Worte: „Im Namen der Stadt Wesselburen gratuliere ich dem Nachbarschaftshilfeverein Amt Büsum-Wesselburen e.V. recht herzlich zum 5-jährigen Bestehen. Getreu seinem Motto GEMEINSAM – MITEINANDER – FÜREINANDER ist es dem Verein in wenigen Jahren gelungen, eine Vernetzung im gesamten Amtsbereich herzustellen. Von der Hilfestellung und Unterstützung in alltäglichen Belangen, bis hin zum Fahrservice und der Durchführung von Ausflügen und Gruppentreffen ist die Arbeit des Vereins und seinen zahlreichen, engagierten Mitgliedern für die Einwohner von unschätzbarem Wert. Herzlichen Dank und weiterhin viel Erfolg!“
Einen besonderen Dank richten die aktiven Mitglieder an Heinz-Wilhelm Jungkuhn aus Wesselburen und Karl-Heinz Papenfuß aus Büsum. Die beiden Gründer sind auch heute noch sehr aktiv für die Gruppe tätig. Seinerzeit ging alles aus den Aktivitäten der Seniorenbeiräte beider Orte hervor, in denen beide mitwirkten und auch heute noch mitwirken. Gemeinsam mit dem Vorstand und den vielen Helfern konnten sie einen Fahrdienst organisieren, den Hilfebedürftige beispielsweise für Fahren zu Arztbesuchen kostengünstig nutzen können. Wenn die Krankenkasse keine Kosten für den Transport übernimmt, ist der Fahrdienst für die Betroffenen manchmal die einzige Möglichkeit, die lange Fahrt zu einem Facharzt zu bewältigen. Für diesen Zweck hat der Nachbarschaftshilfeverein vor einiger Zeit „Mobi dick“ angeschaft – ein Personentransporter, ausgestattet mit Rollstuhlbühne, der auch für Ausflugsfahrten genutzt werden kann. Freiwillige Fahrer aus dem Kreise der aktiven Mitglieder haben sich als Personenbeförderer qualifiziert und übernehmen den Fahrerjob gegen eine Aufwandsentschädigung in Höhe von 30 Cent je gefahrenen Kilometer. Das ist ein Service, der seit Beginn zuverlässig funktioniert.
Ein anderes Beispiel für gelebte Nachbarschaftshilfe sind beispielsweise Hilfen für Pflegebedürftige im Haushalt, das Gassigehen mit dem Hund, die Gartenpflege oder Hilfe bei der Bedienung des PCs oder Smartphones. Vereinsmitglieder, die Hilfe benötigen, melden sich über die Hotline-Telefonnummer des Vereins. Dort ist rund um die Uhr jemand zu erreichen, der dann in der gut vernetzten Gruppe der Helfenden jemanden findet, der die angefragte Aufgabe übernehmen möchte.
Ein besonderes Anliegen der Nachbarschaftshilfe ist es, etwas gegen die Einsamkeit der Menschen zu unternehmen. So werden beispielsweise Angebote geschafften, die es nur in einer kleinen Region gibt. Durch praktische Hilfen hat man so die Gelegenheit andere kennenzulernen. Es ergeben sich weitere Treffen – manchmal entstehen Freundschaften daraus. Die Kontaktpersonen der Nachbarschaftshilfe wechseln sich bei ihren Aufgaben ab, um die Erreichbarkeit rund um die Uhr gewährleisten zu können.
Sowohl in Büsum als auch in Wesselburen finden regelmäßige Bürgertreffen statt. Bei Kaffee und Kuchen wird geklönt, geplant und gespielt. Nach mehreren Umzügen befindet sich der Treff in Büsum nun im Rosengrund. Der Bürgertreff Büsum wurde von der Nachbarschaftshilfe aufgebaut und wird mittlerweile eigenständig unter der Verantwortung des Seniorenbeirats geführt. Die Wesselburener nutzen die Räumlichkeiten im „Haus der Bildung“. Dort finden auch Vorträge durch eingeladene Referenten zu verschiedenen Themen statt. Das Angebot reicht von Kultur bis Gesundheit, zu dem alle Mitglieder eingeladen werden.
Bürgertreff Büsum:
Rosengrund 21 (Kegelbahn am Stadion), 25761 Büsum
montags, dienstags, mittwochs und freitags von 14:00 bis 17:00 Uhr
Bürgertreff Wesselburen: (im Haus der Bildung)
Dohrnstraße 1, 25764 Wesselburen
Der Bürgertreff hat zu folgenden Zeiten geöffnet:
Jeden Donnerstag: 15:00 -17:30 Uhr
Eine weitere Initiative der Nachbarschaftshilfe sind die „Vorlesepaten“. Eine Gruppe um Inge Greulich liest den Kindern in den Tagesstätten Geschichten vor. Wer Interesse hat, sich bei Angeboten des Vereins aktiv einzubringen, ist jederzeit herzlich willkommen. Auch Flüchtlingen konnte bei verschiedenen Treffen und beim gemeinsamem Kochen schon unbürokratisch geholfen werden.
Bei dem einen oder anderen Vorhaben werden gerne Kontakte zu weiteren Organisationen und Personen genutzt. Ehrenamtskoordinatorin, Frauke Düßman, sorgte beispielsweise für eine Verknüpfung der Nachbarschaftshilfe mit der Eider-Nordsee-Schule, damit Alt und Jung sich kennenlernen und unterstützen können.
Neben den vielen Aufgaben darf der Spaß nicht zu kurz kommen. So wird in jedem Jahr ein Sommerfest veranstaltet, das anlässlich des fünfjährigen Bestehens der Nachbarschaftshilfe in diesem Jahr besonders gestaltet wird.
Die diesjährige Ausflugsfahrt, die auch durch spenden und einen kleinen Eigenanteil der Teilnehmenden finanziert wird, geht ins Alte Land. „Wir werden die Altstadt besichtigen, Mittagessen und Kaffeetrinken ist inklusive,“ berichtet der neue stellvertretende Vorsitzende, Michael Engels, der die Fahrt organisiert hat. Sie beginnt um 8.00 Uhr und endet gegen 19.30 Uhr. Dabei werden die Teilnehmer in Büsum am ZOB und in Wesselburen bei Netto eingesammelt und zurückgefahren.
Das ist aber noch längst nicht alles, was die Nachbarschaftshilfe zu leisten imstande ist. Unter https://nachbarschaftshilfe-amt-buesum-wesselburen.de sind weitere Ziele des Vereins, Presseartikel, neue Aufgaben und Projekte und Einladungen für Mitglieder nachzulesen. Im Downloadbereich stehen der Aufnahmeantrag, die Satzung des Vereins sowie ein Flyer im PDF-Format mit weiteren Informationen zur Verfügung.
Zur Verbreitung aller vereinsinternen Informationen müssen viele Mitglieder – rund die Hälfte – immer noch per Brief informiert werden, weil viele Ältere nicht über eine E-Mail-Adresse verfügen. Auch diese internen Aufgaben werden regelmäßig von freiwilligen Helfern erledigt.
Der aktuelle Vorstand der Nachbarschaftshilfe setzt sich aus Heinz-Wilhelm Jungkuhn (1. Vorsitzender), Bernd Kelle (kooptiertes Mitglied), Ruth Mengel (MBA Schriftführerin), Werner Stuckmann, Werner Lucas (kooptiertes Mitglied), Angelika Zander (kooptiertes Mitglied), Michael Engels (2. Vorsitzender), Heinke Robel (Kassenführerin), Andreas Redmann und Inge Greulich zusammen.
Gesundheitszentrum
Büsum – wichtiger
Kooperationspartner der Nachbarschaftshilfe
Ein wichtiger Kooperationspartner für die Nachbarschaftshilfe ist das Gesundheitszentrum Büsum, das duch die Initiative von PORT entstanden ist. PORT fördert Pioniere, die für Deutschland umfassende und exzellente Gesundheitszentren zur Primär- und Langzeitversorgung in einer Region umsetzen wollen. Solche Zentren werden durch den Bosch Health Campus (BHC – ehemals Robert Bosch Stiftung) finanziert. Er arbeitet in den Bereichen Gesundheit, Bildung und Globale Fragen. Mit ihrer Förderung setzt sich die Stiftung für eine gerechte und nachhaltige Zukunft ein. Sie geht auf das Vermächtnis des Unternehmers und Stifters Robert Bosch zurück.
Diese patientenorientierten Zentren für Primär- und Langzeitversorgung bieten eine umfassende Grundversorgung für alle Einwohner einer Region. Sie ermöglichen eine bessere Betreuung von Menschen mit chronischen Krankheiten, indem sie alle benötigten Dienstleistungen an einem Ort anbieten.
Die Zentren sind eng mit der lokalen Gemeinde verbunden und werden an die spezifischen Bedürfnisse der Region angepasst. Sie fördern die Gesundheitsvorsorge und bieten eine breite Palette an Gesundheitsdienstleistungen an.
In diesen Zentren arbeiten Teams aus verschiedenen Fachrichtungen zusammen, um eine umfassende Betreuung sicherzustellen. Die Zusammenarbeit zwischen den Gesundheitsdienstleistern und den Patienten erfolgt partnerschaftlich.
Neue Technologien wie eHealth werden genutzt, um die Versorgung zu verbessern. Die Zentren fördern die Eigenverantwortung der Patienten für ihre Gesundheit. Aufklärung und Schulungen der Bevölkerung, Einsatz von Technologien, um medizinische Dienstleistungen über Distanz anzubieten (Telemedizin), Festlegung klarer Abläufe für die Behandlung bestimmter Krankheiten und Engagement von Freiwilligen zur Unterstützung der Gesundheitsversorgung sind ein paar der Umsetzungsaspekte. Die gesamte Initiative zielt darauf ab, die Gesundheitsversorgung zu verbessern, indem sie effizienter gestaltet und stärker auf die Bedürfnisse der Patienten ausgerichtet wird.
Seit 2017 wirkt Ruth Mengel im Auftrag der Gemeinde darauf hin, die PORT Aspekte umzusetzen. Sie ist gelernte Krankenschwester, hat fünf Jahre Management studiert und sich mit einer Vielzahl an „weichen“ Themen weitergebildet (Psychologische Beraterin, Klienten zentrierte Gesprächsführung, Coach und Personalentwicklerin, Resilienz Trainerin etc.). Vor ihrem Engagement in Büsum war sie 28 Jahre im Krankenhaus, davon fast 20 Jahre im Management tätig.
Ruth Mengel, die auch als Schriftführerin im Vorstand der Nachbarschaftshilfe aktiv ist, setzt sich sehr für eine weitere Vernetzung ein. Ihre Stelle wurde bis 2023 zu 100% vom Bosch Health Campus finanziert. Seinerzeit hat sich auf Initiative von Herrn Harald Stender, Koordinator des Kreises Dithmarschen, die Gemeinde Büsum zusammen mit dem kommunalen Ärztezentrum (Management durch die Ärztegenossenschaft Nord eG) bei der damaligen Robert Bosch Stiftung auf das Projekt beworben. Es wird angestrebt ihre Stelle durch eine Transferförderung des BHC zu 33% weiter fördern zu lassen.
Eine Initiative, die das Gesundheitszentrum Büsum gemeinsam mit der Nachbarschaftshilfe umsetzt, ist INSEA. Sie ist ein Selbstmanagement-Programm für chronisch Kranke oder deren Angehörige. Die Umsetzung findet im Gesundheitszentrum Büsum statt.
Kursthemen sind u.a. wie man individuell mit Schmerzen umgeht, nützliche Tipps im Umgang mit der Erkrankung, Vorbereitung auf Arztbesuche, Entspannungsübungen, Bewegungsprogramm, ausgewogene, gesunde und genussvolle Ernährung, mit Medikamenten leben, sich selbst motivieren, positive Seiten des Lebens wahrnehmen, Herausforderungen meistern, Wege und Ideen, um den Alltag kreativ zu gestalten, das Selbstvertrauen im Umgang mit der Krankheit stärken, mit Familie, Freunden und Fachpersonen kommunizieren, Menschen mit ähnlichen Herausforderungen kennenlernen, voneinander lernen, gegenseitig motivieren, Ziele setzen und Handlungspläne erstellen.
Das INSEA-Programm ist die deutsche Version der erfolgreichen amerikanischen Kurse „Chronic Disease Self-Management Program“ (CDSMP), die an der Universität Stanford entwickelt und wissenschaftlich geprüft wurden. Hier konnte nachgewiesen werden, dass sich die Lebensqualität der Teilnehmenden verbessert und die Energie sowie psychisches Wohlbefinden steigen. Erschöpfung und soziale Isolation nehmen dagegen ab. Auch verbessert sich die Zusammenarbeit mit den behandelnden Ärzten.
Die Kurse „Gesund und aktiv leben“ wurden auf Initiative und mit Unterstützung des Vereins EVIVO Netzwerk e.V. aus der Schweiz nach Deutschland gebracht.
Die INSEA-Kurse finden vom 21.10.-25.11.2024, jeden Montag von 14:30-17:00 Uhr im Gesundheitszentrum Büsum in der Westerstraße 30, 1. OG statt. Geleitet werden die Gruppen von zwei ausgebildeten Kursleiterinnen und Kursleitern (immer im Tandem). Mindestens eine dieser Personen ist direkt oder indirekt von einer chronischen Erkrankung betroffen. Pro Kurs werden 6-8 Teilnehmende aufgenommen. Die Teilnehmenden treffen sich einmal in der Woche für ca. 2,5 Stunden. Der Kurs findet über 6 Wochen statt – die Teilnahme ist kostenfrei.
Bitte anmelden unter: https://gesundheitszentrum-buesum.de/schulungszentrum-buesum/ oder unter Tel. 0151-54259195.
Ein weiteres gemeinsames Projekt der Nachbarschaftshilfe und des Gesundheitszentrums Büsum sind die „Nachbarschaftstische“. Das Amt Büsum Wesselburen unterstützt den Aufbau von Mahlzeitenangeboten für Seniorinnen und Senioren auf nachbarschaftlicher Basis. Ziel ist es, älteren Menschen ein selbsbestimmtes, gesundes und abwechslungsreiches Leben in ihrer vertrauten Umgebung zu ermöglichen. Die Nachbarschaftstische sind insbesondere für alleinlebende Menschen eine gute Gelegenheit, ein leckeres Essen in Geselligkeit zu genießen.
Viele Varianten sind dabei denkbar, z.B. Gastgeber*innen kochen für Nachbarn, eine Gruppe von Nachbarn kocht gemeinsam, eine Gruppe von Personen, die sich von früher kennen (Schulzeit, Sportplatz, Kochkurs ...) laden sich abwechselnd ein, die Mahlzeiten können als Brunch, Mittagessen oder auch Abendessen angeboten werden. Optimal ist eine warme Hauptmahlzeit, die Gäste zahlen einen kleinen Beitrag zu den Lebensmittelkosten an die Gastgeber. Interessierte Bürgerinnen und Bürger, die Gastgeber werden möchten, sind herzlich eingeladen, an der Einführungsveranstaltung teilzunehmen. Dort werden Fragen beantwortet, Tipps gegeben und die gemeinsame Umsetzung der Nachbarschaftstische geplant. Die Termine für die Einführungsveranstaltungen erfahren Sie bei den Ansprechpartnern. Die Anmeldung ist per Mail oder Telefon möglich.
Ihre Ansprechpartner im Amt Büsum Wesselburen: Frauke Düßmann, Ehrenamtskoordination, Telefon 04833/4298616 (ehrenamtskoordination@amt-buesum-wesselburen.de) und Ruth Mengel, MBA Projektmanagement, Telefon 0151/54259195 (Ruth.mengel@amt-buesum-wesselburen.de).
Die „Nachbarschaftstische“ sind eine Initiative von IN FORM: IN FORM ist Deutschlands Initiative für gesunde Ernährung und mehr Bewegung. Sie wurde 2008 vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) und vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG) initiiert und ist seitdem bundesweit mit Projektpartnern in allen Lebensbereichen aktiv. Ziel ist es, das Ernährungs- und Bewegungsverhalten der Menschen dauerhaft zu verbessern.
Wer gerne die Nachbarschaftshilfe in Anspruch nehmen möchte oder selber helfen möchte, wendet sich über das Kontakttelefon 0178/8069857 an den Verein.