Die Mohltied-Kirche war ein voller Erfolg

Da war ein Vater mit seinen Kindern nach der Schule. Da traf sich die rumänische Frau mit ihrer Freundin, die mal Pause machten vom Enkelhüten. Da machte das Team der Hausarztpraxis seine Mittagspause mal in der Kirche. Da war der Mann, der niemanden zu sich reinlassen kann und deswegen sonst kaum Menschen trifft. Da kam die Frau, die sich um den erwachsenen, behinderten Sohn kümmert und seither keine Nacht richtig durchschläft. Da war die Seniorin, die sonst nur immer allein vorm Fernseher hängt. Da kamen die Sparkassenangestellten, die in ihrem Leben noch nie so vielen Alten begegnet sind. 

An langen Tafeln saßen sie und aßen gemeinsam. Menschen wie du und ich. Manche sahen sich das erste Mal. Manche danach immer wieder. Manche sind in ihrem Leben arm dran. Und andere sind froh es nicht zu sein. Manche waren geschockt. Manche ließen sich berühren von den Geschichten, die erzählt wurden. Die, die halfen, wurden beschenkt für ihren souveränen Mut. Mit dem Leuchten in so vielen Augen. 

Mohltied! sagte man drei Wochen lang im Januar 2024 in der St. Bartholomäus-Kirche in Wesselburen. Das meinte: Hier findet Leben gegen die Isolation statt mit dem Geist, der die alte Welt aus ihre provisorischen Angeln heben soll. 

Dass Essen mehr bedeutet, als Nahrungsaufnahme, dass konnten die Mohltied-Besucher erfahren. Sich gesehen und anerkannt zu fühlen, gehört essentiell zum Leben wie Atmen und Essen und Schlaf dazu. Die Wesselburener Mohltied-Kirche wurde deshalb für viele zu einem kostbaren Lebensraum. Wer wollte, konnte die sozial-diakonische Beratung kostenfrei dienstags und freitags in Anspruch nehmen. Das Diakonische Werk hatte Joel Engelhardt als Sozialarbeiter dafür zur Verfügung gestellt. 

Am ersten Tag waren 35 Menschen zu Gast. Zu Spitzenzeiten kamen über 120 Gäste. Aufgrund der Nachfrage musste das Service-Team oft improvisieren. Vielfach wurde in den gastronomischen Betrieben, die die Mahlzeiten sponserten, nachgeordert. Sie gehörten zu einem breiten Netzwerk an Sponsoren, das hat mit seiner Unterstützung dazu beigetragen hat, dass Menschen sich wohl fühlten. Ein kleines Kulturprogramm wurde auch auf die Beine gestellt und verzauberte sein Publikum nachmittags. 

Der Geist der Mohltied-Kirche wurde vor allem getragen von den ehrenamtlichen Teams, die an den fünf Tagen pro Woche in jeweils zwei Schichten den Service übernahmen. Immer mit einem Lächeln und viel Aufmerksamkeit für die Bedürfnisse ihrer Gäste. 

25 Leute hatten sich schon im Herbst 2023 bereiterklärt, ihre Zeit und ihr Können für die gute Sache in Wesselburen zu spenden. Zur Vorbereitung dieses ehrenamtlichen Einsatzes gehörten die Belehrung beim Gesundheitsamt jedes Einzelnen dazu, wie auch die tägliche Vor- und Nachbereitung der provisorischen Küche in der Kirche. Die langen Tische mussten täglich neu eingedeckt werden, der Kaffee zubereitet, das Geschirr kontrolliert werden. Teamabsprachen trugen zu Verbesserungen in den Abläufen bei. 

Alle, die beteiligt waren, haben im Januar gelernt, dass die guten Dinge im Leben einfach sind. Ein Becher heißen Kaffee. Ein Teller Nudeln mit Tomatensoße. Ein Platz auf einer Bank. Ein Mensch, der einem gegenübersitzt zum Reden über Dies und Das. Es sind die einfachen Dinge, die gut sind fürs Leben. Der Blick in die Augen und der Satz: Schön, dass du da bist. Oder: Was kann ich dir Gutes tun?  Mit den einfachen Dingen fängt gegenseitiger Respekt an. Und Mitgefühl. Und Anteilnahme. Dafür braucht es Menschen, die sehenden Auges sind und fühlenden Herzens. Die darin souverän sind und mutig sind, sich auf diese einfachen Dinge herabzulassen. Kurz gesagt: Von sich absehen zu lernen. Auch das war ein Teil der Mohltied-Kirche. Sowohl für die Gäste als auch alle, die ehrenamtlich und hauptamtlich im Einsatz waren. Im besten Haus mitten in der Stadt. 

Die Mohltied-Kirche sagt DANKE! 

Bedürftigen wie Nichtbedürftigen Aufmerksamkeit, Zuwendung und Begegnung zu ermöglichen, das war das Ziel des Projekts. Das Motto: Viel Gutes für alle! Dass das gelungen ist, daran haben diese Sponsoren wesentlich mitgewirkt: Ambulanter Pflegedienst Hannchen Franke, Dithmarscher Apotheke, Nora-Pfege, Schmidt Mediendesign, JOC Media, Monsoon – Helene Tiefensee, Landfrauen Wesselburen und Umgebung e.V., Nindorfer Hof, Ulmenklause, Aftab‘s Restaurant, Markttreff Hennstedt, Haus am Watt, Küstenperle Büsum, Edeka Kemper, Frisches Gemüse – Frank Levecke, JHB Bio GbR, Kartoffelhof Hölck, Nordseeküstengenuss Familie Schoof, Senioren und Bürgerzentrum SuB, Firma Udo Steinberg, Schlemmerpfanne, Peer sien Flora, Scheller Boyens Buchhandlungen,  Martens Events, AWO Kaufhaus mit Herz, AWO Wesselburener Tafel, Nachbarschaftshilfe Wesselburen, Stadtbücherei Wesselburen, Feuerwehr Wesselburen, Bauhof Wesselburen, AG der Eider-Nordsee-Schule. Die Kirchengemeinde Wesselburen und das Diakonische Werk Dithmarschen mit der Unterstützung der Ehrenamtskoordination des Amtes Büsum-Wesselburen sagen ganz herzlichen Dank.

 

Freitag, 22 März, 2024