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Lieber Urlauber,
an der Nordseeküste ist so manches anders als bei dir zuhause. Da weht nicht nur ein frischer Wind oder es wird "Plattdeutsch" gesprochen. Es gibt noch vieles mehr, und manches versteht man nicht mal eben so von allein. Darum erklären wir im Folgenden ein paar Begriffe und Zusammenhänge.
Warum sagt man hier „Moin, moin“?
Das freundliche „Moin“ begegnet einem hier den ganzen Tag, und Nichteingeweihte wundern sich, warum man sich auch abends noch vermeintlich einen „guten Morgen“ wünscht. Die Erklärung ist einfach: Alle Menschen an der Küste waren früher Seefahrer oder von der Seefahrt abhängig. Und „Mojen Wind“, einen guten Wind, brauchte man früher. Denn davon hing es ab, ob man wieder gesund nach Hause kam. Werden Sie also mit „Moin Moin“ oder einem herzlichen „Moin“ gegrüßt, so wünscht man Ihnen einfach alles Gute, und das zu jeder Tages- und Nachtzeit!
Was ist die Marsch?
Grundsätzlich wird als Marsch das Landgebiet bezeichnet, welches ca. 500 v. Chr. Als Meeresschwemmland durch Ablagerungen der See entstanden ist. Die marsch hat keine natürlichen Erhebungen und liegt z. T. auf Meereshöhe, z. T. bis ca. 2 Meter darüber. Ihr toniger, sehr fruchtbarer Boden wird „Klei“ genannt. Der Name „Dithmarschen“ stammt wohl ursprünglich aus dem Altsächsischen und bedeutet „Große Marsch“.
Was ist Ebbe und Flut?
Ebbe und Flut bezeichnen die beiden Zeiträume zwischen Hoch- und Niedrigwasser: Wenn das Wasser abläuft ist Ebbe, wenn es wiederkommt, Flut. Diese Wechsel zwischen Hoch- und Niedrigwasser sind die Gezeiten, auch „Tide“ genannt, und wiederholen sich ca. alle 12 ½ Stunden. Verantwortlich dafür sind hauptsächlich die Anziehungskräfte des Mondes und der Sonne und die Fliehkraft, die durch die Erdumdrehung entsteht. Dabei sind es nicht allein die Auswirkungen der Nordsee selbst; alle 12 Stunden etwa schwingen die großen Flutwellen des Atlantiks in die Nordsee hinein und lösen so diese Veränderungen aus. Die läuft um Schottland herum vor der englischen Küste nach Süden und erreicht einen halben Tag später die Deutsche Bucht. Beim Zurücklaufen des Wassers entwickeln sich erhebliche Sogkräfte, besonders in „Prielen“. Diese Wasserläufe im Wattenmeer laufen bei Flut als erstes voll und führen auch bei Ebbe noch Wasser. Dadurch können sie für ungeübte Wattwanderer schnell gefährlich werden.
Was ist eine Sturmflut?
Bei großen Stürmen aus westlicher oder nordwestlicher Richtung fällt der sog. Tidenhub stärker aus; der Wasserhöchststand liegt mehr als 1,5 m über dem normalen Höchststand. Sind es mehr als 2,5 m, spricht man von einer schweren, ab 3,5 m von einer sehr schweren Sturmflut. Die größte Gefahr besteht, wenn eine Sturmflut mit einer Springtide zu Neu- oder Vollmond zusammenfällt: dann kommt zu dem erhöhten Wasserstand der Springtide der erhöhte Wasserstand der Sturmflut hinzu, und dies kann zu Überschwemmungen oder sogar Deichbrüchen führen. Sturmfluten sind deshalb auch heute noch gefürchtet. Wenn die Natur auch ein einzigartiges Schauspiel bietet, sollte man sich nie unnötig in Gefahr bringen!
Was ist eine Springflut?
Wenn die Sonne, die Erde und der Mond auf einer geraden Linie liegen, also bei Neu- und Vollmond, steigt die Flut besonders hoch und sinkt das Wasser bei Ebbe besonders stark und man spricht von einer Springtide. Die Küstenbewohner orientieren sich am „inneren“ Gezeitenkalender, da bei Neu- oder Vollmond das Hochwasser immer gegen 12 Uhr bzw. 24 Uhr auftritt.
Was ist ein Deich?
Bis zum 11. Jahrhundert waren die Menschen den Sturmfluten hilflos ausgeliefert, einzig Wurten boten Schutz vor dem Wasser. Dann aber begannen die Friesen – ursprünglich wohl aus dem heutigen Holland – damit, Erdhügel gegen die Flut aufzuschichten. Die Novelle „Der Schimmelreiter“ von Theodor Storm schildert diese Arbeiten eindrucksvoll, war doch der Deichbau oft auch von Aberglauben begleitet. Zunächst schützten diese „Sommerdeiche“ nur in den milden Monaten die Felder vor Überflutung. Seit dem 15. Jahrhunderten halten sie auch den Wintersturmfluten stand, so dass die Flächen hinter den Deichen ganzjährig vor „Land unter“ geschützt sind und landwirtschaftlich genutzt werden können. Die Deiche werden stetig erhöht, da der Meeresspiegel ansteigt. Dabei hat die Seite zum Meer einen flacheren Neigungswinkel als zum Land, damit das Wasser weniger Angriffsfläche hat. Ab und zu führen Straßen durch die Deiche; diese sog. „Stöpen“ werden bei Hochwassergefahr geschlossen.
Was ist ein Koog?
Bestandteil vieler Ortsnamen in der Region ist der „Koog“: So bezeichnet man Land, das dem Meer über Jahrzehnte hinweg abgerungen und eingedeicht wurde. Dazu wurden sog. Lahnungen ins Watt gesetzt. Diese bestehen aus zwei parallelen Reihen Holzpflöcken, deren Zwischenraum mit Zweigen und Ästen gefüllt und fest verschnürt wurde. In diesen Lahnungen setzten sich beim Rückgang des Meeres Schlick- und andere Teilchen ab, so dass langsam Land und somit landwirtschaftliche Nutzflächen entstanden. Seewärts wird ein Koog vom neuen Deich und landwärts vom alten Deich begrenzt.
Was ist eine Wurt?
Wurten oder auch Warften sind künstlich aufgeschichtete Wohnhügel in der Marsch, auf denen die ersten Bauernhöfe und kleinen Wohnsiedlungen errichtet wurden. Wurten dienten bei „Land unter“ lange vor Errichtung der ersten Deiche für Mensch und Vieh als Zufluchtsstätte und wurden mit Ansteigen des Meeresspiegels mit Mist und Klei aufge“warftet“. Noch heute kann man in der Region deutlich die Höfe, die auf Wurten liegen, erkennen. Und auch Wesselburen liegt auf zwei Warften.
Was ist boßeln?
Besonders in der kalten Jahreszeit kann man in der Region manchmal Seltsames beobachten: Wenn Einheimische über die Felder oder an den Deichen entlang laufen und in einer eigenartigen Art und Weise – ein Zwischending zwischen Speer- und Diskuswurf – eine kleine Kugel in die Gegend schleudern, zwischendurch „Schott“ oder „Bleier“ rufen, dann wird „geboßelt“.
Was ist ein Reetdach?
Reetgedeckte Häuser gibt es an der Nord- und Ostsee seit dem Ende der letzten Eiszeit. Noch heute verströmen sie ein Gefühl von Behaglichkeit und Geborgenheit. Die fast romantisch wirkenden kleinen Reetdachkaten sind auch im Wesselburener Umland vielfach ein beliebtes Fotomotiv. Doch woher kommt das? Das Reet ist ein Schilfrohr, das besonders an Ufern oder in sumpfigen Gebieten gut wächst, und so war es früher in der Gegend sehr verbreitet. Als günstiger, nachwachsender Rohstoff mit hervorragenden Dämmeigenschaften bot es sich für die Einheimischen an. Heutzutage sind es diese Eigenschaften, die wieder vermehrt dazu führen, dass Häuslebauer sich ein Reetdach wünschen, und so erlebt das alte Handwerk des Reetdachdeckens gerade wieder eine Blütezeit. Nur der Rohstoff, das Reet, ist jetzt nicht mehr so reichlich vorhanden, denn viele der sumpfigen Gebiete wurden trockengelegt. Und so muss auch in Deutschland das Reet jetzt größtenteils aus dem Ausland importiert werden.
Was ist ein Maifeuer?
Was in Nordfriesland die „Biike“, ist in Dithmarschen das Maifeuer, ursprünglich „Bakenbrennen“ genannt: immer am 30. April des Jahres brennen in den Gemeinden große Feuer. Sie sollen den Winter endgültig vertreiben. Bevor es zum Tanz in den Mai geht, wird am Feuer des Nachbarn „geschnackt“. Örtliche Vereine sorgen für das leibliche Wohl. Wo genau die Maifeuer wird im Veranstaltungskalender veröffentlicht. .
Was ist das Wattforum?
Wen Wattenmeer fasziniert, der sollte unbedingt das Multimar Wattforum in Tönning besuchen. Ein lohnender Ausflug, den man mit einem Rundgang durch die romantische Hafenstadt verbinden sollte. Das Wattforum hat über 30 Schauaquarien, außerdem finden Sie hier alles rund um den 16 Meter langen Pottwal, der hier ausgestellt ist. Dazu gibt es jede Menge Abwechslung und Ausprobier-Ecken bis hin zum Testlabor für die Kleinen.
Was ist das Kohlosseum?
Dithmarschen bildet mit einer Anbaumenge von 80 Millionen Köpfen das größte zusammenhängende Kohl-Anbaugebiet Europas. Wesselburen gilt als Wiege des modernen Kohlanbaus. Am Ortseingang befindet sich das KOHLosseum. Es umfasst in der einst ersten Zuckerrübenfabrik Schleswig-Holsteins einen Bauernmarkt mit eigenen heimischen Produkten, die Krautwerkstatt und das Kohl-Museum. Das beeindruckende historische Fabrikgebäude bietet Abwechslung für einen gelungenen Ausflugstag. In der Krautwerkstatt finden regelmäßig Krautvorführungen durch den Krautmeister statt.
Was ist Eiergrog?
Kannte man schon den Grog aus mit heißem Wasser verdünnten Rum, so soll es eine Dithmarscherin gewesen sein, die noch Ei und Zucker – und das noch gut gerührt – hinzugab. So entstand eine echte Dithmarscher Spezialität, die man besonders gern in der kalten Jahreszeit genießt. Ein Geheimtipp sind die Eiergrogs in der Schankwirtschaft von Wilhelm Andresen in Kating.
Möwenschiss?
Den Fleck auf dem Hemd gibt´s natürlich auch ab und an, ist aber nicht gemeint: 1 Glas mit 4cl Doppelkorn, darauf eine Scheibe Mettwurst, auf die Wurst einfach Klecks Senf und Meerrettich geben. Erst die Mettwurst mit Senf und Meerrettich verputzen, dann mit Korn nachspülen. Wohl bekomm's!